Ausbau-Etappe Umfahrung Giswil Eröffnung 2004
Projektbeschrieb
Die Umfahrung Giswil wird als eine im Gegenverkehr betriebene, zweispurige Nationalstrasse gebaut. Mit Ausnahme des rund ein Kilometer langen, noch in Planung stehenden Streckenabschnittes Ewil-Giswil Nord handelt es sich um die Fortsetzung der bereits gebauten Nationalstrasse A8 von Hergiswil (Anschluss an die A2) bis Sachseln Süd (Ewil).
Die Umfahrung Giswil ist rund 2,5 km lang und beginnt im Süden nach der Buechholzbrücke, die den Bergrutschkegel von 1986 überquert und endet im Norden beim Anschluss Giswil Nord. Die Ausbaugeschwindigkeit beträgt 80 km/h.
Wichtigstes Bauwerk ist der 2’066 m lange Tunnel Giswil, der auf der linken Seite des Sarneraatals unter dem Ächerliberg hindurchführt. Er weist ein Längsgefälle von 2,5 % auf. Der Tunnel ist unterteilt in eine Tagbaustrecke Süd (20 m), eine Untertagbaustrecke (1’945 m) und eine Tagbaustrecke Nord (101 m). Die Untertagbaustrecke wurde konventionell im Sprengvortrieb steigend von Norden nach Süden aufgefahren. Der Ausbruch des Tunnelquerschnittes von ca. 87 m² (ohne Sohlgewölbe) bis ca. 98 m² (mit Sohlgewölbe) erfolgte in Teilausbrüchen (Kalotte, Strosse, Sohle). Im Zweischichtbetrieb wurden während fünf Tagen in der Woche Leistungen zwischen 6m/Tag im Kalottenvortrieb und 10 m/Tag im Strossenvortrieb erreicht.
Im Tunnel sind zwei Ausstellbuchten und je 14 SOS- und Hydrantennischen angeordnet. Im Süden ist eine kleine Elektrozentrale in das Portalbauwerk integriert. Beim Nordportal ist die Elektro-Hauptzentrale und die Lüftungszentrale angeordnet. Alle Zentralen sind überdeckt.
In der Endphase des Baus des Umfahrungstunnels wurde das Projekt mit einem parallelen Sicherheitsstollen ergänzt. Dieser liegt bergseits der Hauptröhre in einem Abstand von knapp 20 m. Er ist alle 300 m mit Querschlägen mit dem Haupttunnel verbunden. Der Stollen hat einen Innendurchmesser von ca. 3,8 m. Er dient im Ereignisfall in erster Priorität der Selbstrettung der Tunnelbenützer.
Eine zweite Projektergänzung betrifft den Vollanschluss Giswil Nord. Diese ist im benachbarten Nationalstrassenabschnitt A8 Giswil Nord-Ewil enthalten. Dieser Abschnitt wurde vom Bund anfangs 2003 genehmigt, aber im Bauprogramm mit Ausnahme des Vollanschluss zurückgestellt. Der Vollanschluss, der auch eine 700 m lange Verlegung der Brünigbahn und die Aufhebung des Bahnübergangs Schwerzbachstrasse (neue Unterführung) enthält, steht bis zur Eröffnung des Umfahrtunnels Ende 2004 zur Verfügung.
Beim Anschluss Giswil Nord wird die Kantonsstrasse auf einer Länge von 950 m neu trassiert. Dabei wird die A8 mit einem 110 m langen Tagbautunnel unterquert. In diesem Bereich können die Bauwerke der A8 und der Kantonsstrasse überschüttet und ein grosszügiger Wildübergang realisiert werden. Fussgänger und Velofahrer erhalten beim Nordportal einen eigenen, attraktiven, rund 800 m langen Rad-/Gehweg. Für die Bewirtschaftung des Grossmattwaldes, der eine wichtige Schutzfunktion für die am Hangfuss liegenden neuen Strassen hat, werden die bestehenden Wege zu Forststrassen ausgebaut.
Die Kosten des Gesamtprojektes wurden auf der Preisbasis von 1997 auf 121 Millionen Franken voranschlagt. Der 2003 bewilligte Sicherheitsstollen kostet zusätzlich 12 Millionen Franken, so dass mit Gesamtkosten von 133 Millionen Franken zu rechnen sind. Die prozentuale Verteilung beträgt: Allgemeine Kosten (Projektierung, Bauleitung, Geologie, Vermessung etc.) 15 %; Landerwerb 4 %; Elektromechanische Anlagen 10 %; Bauarbeiten 71 %.
Jahre
Bauzeit
Eröffnung
Länge des Tunnels
Mio.
Baukosten
Geologie
Die Untertagbaustrecke des Umfahrungstunnels Giswil von 1’945 m Länge quert Kreide- und Tertiärgesteine der helvetischen Drusberg-Decke. Geologisch kann die Tunnelstrecke dreigeteilt werden:
- Vom Südportal wird auf einer Strecke von etwa 400 m eine kleine Falte mit Seewer Kalk und Garschella-Formation (Sandsteine, sandige Kalke und Mergel) durchörtert.
- Der zentrale Abschnitt von knapp 900 m Länge besteht aus schiefrigen Amdener Mergeln.
- Der zirka 650 m lange Nordabschnitt besteht aus zwei Abschnitten mit Gesteinen der Wang-Formation (Kalke und Schieferkalke), an deren Basis Schuppenzonen liegen. Sie bestehen aus tertiären (Globigerinen-Mergel, Sandsteine der Wildstrubel-Formation, Kalk der Bürgen-Formation, Fliegenspitz-Schichten) und älteren Elementen (Amdener Mergel, Wang-Schichten).
Das Gebirge, besonders der mittlere Abschnitt mit den Amdener Mergeln, ist gasführend. Mit den entsprechenden Vorsichtsmassnahmen bei den Bauarbeiten (Lüftung, Sensoren gekoppelt mit Alarmvorrichtungen u.a.) konnte dieses Problem bewältigt werden.
In Klüften der Wang-Schichten findet sich verbreitet Erdöl. Mengenmässig ist dieses Vorkommen zwar bescheiden, bei der Bewirtschaftung des Tunnelausbruchmaterials musste aber durch eine Abdeckfolie verhindert werden, dass das Öl durch Niederschlagswasser ins Grundwasser oder in den See ausgeschwemmt wurde.
Im Süd- und im Nordabschnitt tritt etwas Bergwasser in den Tunnel (im Normalfall etwa 100 l/min), während der Mittelabschnitt in den Mergelschiefern praktisch trocken ist. Nach ausgiebigen Regenfällen wurden in der Bauphase bis gegen 1’000 l/min beobachtet. Bei einigen Wasserzutritten im Südabschnitt ist die Ergiebigkeit mittels Injektionen deutlich reduziert worden. Das im Tunnel zutretende Bergwasser wird beim Nordportal zur Grundwasseranreicherung wieder versickert.
Der Normalquerschnitt des zweispurigen Tunnels mit Gegenverkehr entspricht einem hufeisenförmigen Querschnitt. Die Profilgestaltung erfolgte unter Berücksichtigung des erforderlichen Lichtraumprofiles für Verkehr und Signalisation, des Lüftungssystems, der Baumethode sowie der geologisch-geotechnischen Verhältnisse. Rund 800 m von den beiden Portalen entfernt sind die beiden doppelseitigen, rund 40 m langen Ausstellbuchten angeordnet. Die Verbreiterung des Tunnelquerschnitts beträgt in diesem Bereich 6 m. Der kreisrunde mit einer Tunnelbohrmaschine gefräste Sicherheitsstollen hat ein Durchmesser von knapp 4 m.
Rahmenterminprogramm
Die ursprünglich geplante Bauzeit beträgt sechs Jahre. Zusammen mit den nachträglich ins Projekt integrierten Objekten Sicherheitsstollen und Vollanschluss Giswil Nord verlängert sich die Bauzeit um ein Jahr. Im Oktober 1997 ist mit den Vorbereitungsarbeiten begonnen worden. 7 Jahre später, im Oktober 2004 ist der Umfahrungstunnel eröffnet und das Dorf Giswil vom Durchgangsverkehr befreit.
Erstellungskosten Umfahrung Giswil
Die Kosten des Gesamtprojektes wurden auf der Preisbasis von 1997 auf 121 Millionen Franken veranschlagt. Der 2003 bewilligte Sicherheitsstollen kostet zusätzlich 12 Millionen Franken, so dass mit Gesamtkosten von 133 Millionen Franken zu rechnen sind. Die prozentuale Verteilung beträgt: Allgemeine Kosten (Projektierung, Bauleitung, Geologie, Vermessung etc.) 15 %; Landerwerb 4 %; Elektromechanische Anlagen 10 %; Bauarbeiten 71 %.
Grundlagen – Kosten Detailprojekt Februar 1997 (Preisbasis) – Kosten Projektergänzung Sicherheitsstollen gemäss Projekt Nov. 2002 – alle Beträge inkl. 7% MwSt |
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18.8 Mio. |
1. Allgemeine Kosten Projektierung und Bauleitung, Geologie, Vermessung, Prüfungen, Untersuchungen, Qualitätssicherung, inkl. Sicherheitsstollen 1.3 Mio |
4.5 Mio. |
2. Landerwerb Landerwerb, Entschädigungen, Bewilligungen |
109.7 Mio. |
3. Bauausführung |
15.2 Mio. |
Trasse |
2.2 Mio. |
Kantonsstrassentunnel |
60.6 Mio. |
Haupttunnel (Felsausbruch, Abdichtung, Innengewölbe, Tunnelfahrbahn, Ablagerungsstelle Laui für Tunnelausbruchmaterial etc.) |
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9.8 Mio. |
Sicherheitsstollen |
5.4 Mio. |
Nordportal (Tagbautunnel, Betriebszentrale Nord) |
1.8 Mio. |
Südportal (Tagbautunnel, Betriebszentrale Süd) |
12.2 Mio. |
Elektromechanische Einrichtungen (Energieversorgung, Beleuchtung, Tunnellüftung, Signalisation, Überwachungsanlagen, etc., inkl. Sicherheitsstollen 0.9 Mio) |
2.5 Mio. |
Nebenanlagen (Tunnelwasserversorgung, Ersatzbauten, Schutzwalderschliessung) |
133.0 Mio. |
Gesamtkosten |
Betriebsaufwendungen Abschätzung der jährlichen Betriebs- u. Unterhaltskosten, inkl. Sicherheitsstollen |
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ca. 120’000/Jahr |
Energiekosten (Beleuchtung, Lüftung, übrige Anlagen) |
ca. 170’000/Jahr |
Unterhaltskosten |
Weitergehende Informationen: